Martin Hentschel
Die Installation State on Wave von Elmar Hess behandelt die fiktive Biographie des Diplomatensohns Nikolaus Maron, der mit allen Attributen eines scheiternden Lebensvollzugs ausgestattet scheint. In der Kindheit traumatisiert, versteigt sich Maron, der in einem Schlüsseltraum von den Abgründen einer hypnotisierten Massengesellschaft und ihrer geistige Führung erfahren hat, immer mehr in das Phantasma eines radikalen Gesellschaftsmodells, in welchem ausschließlich individuelle Wahrnehmungs‑, Sprach und Ausdrucksformen herrschen.
Eigentlich aus der Kritik an einem bürokratischen Politik und Kulturmanagement geboren, kippt die Utopie in ihrer Endfassung zusehends in eine Diktatur, die die gewünschte Emanzipation pervertiert. (…)
Nikolaus v. Wolff
In State on Wave geht das Individuum von der missglückten Verteidigung seiner individuellen Sphäre zum glückenden Angriff auf die herrschende Realität über. Protagonist Maron nimmt den Kampf gegen die herrschende Ordnung auf. Bei seinem Gang durch die Institutionen hobelt Maron alle Widerstände ab, bis er in der Freifläche seiner eigenen, paradoxen Herrschaft angelangt ist. Einzig die Popkünstlerin Lesha bietet dem Protagonisten einen Ausweg aus seiner geschlossenen aber gerade dadurch expansionswütigen Welt. Doch Leshas künstlerischer Erfolg wird zur Bedrohung von Marons Ideologie: Nach dem letzten triumphalen Konzert der Sängerin, zu dem sie mit einem Hubschrauber eingeflogen wird, lässt Maron sie verhaften: Idole sind schädlich für die Entfaltung des Selbst. Mit der Konsequenz verschließt sich der Protagonist gegenüber der Weltendgültig. Das Dilemma der Durchsetzung politischer Ideale und selbstgesteckter Ziele, die dazu neigen sich in ihrer Realisierung ad absurdum zu führen, indem sie repressiv werden, bezeichnet eine Form der ‚Rückkopplung’ des Individuums an den Systemzwang: Obsesession wird in der Konsequenz zur Repression. (…)
Elmar Hess reflektiert die Wechselwirkung individueller Welt und kollektiver Forderung ohne ideologisch zu sein. Die Opposition gegenüber dem Realitätsprinzip bleibt in seiner Arbeit spielerisch und stellt den Konsequenzialismus als totalitär bloß.